Every connection counts

Steckverbinderkongress 2022: Jede Verbindung zählt. Von Single Pair Ethernet, intelligenten Steckverbindern, Materialien und Beschichtungen bis hin zu additiver Fertigung von Steckern war der Bogen der Themen gespannt, die vom 04. bis 06.07. in Würzburg diskutiert wurden - und die persönliche Kontaktpflege kam dabei nicht zu kurz.
Auch die angebotenen Workshops waren über die drei Kongresstage sehr gut besucht (Kabelkonfektionierung: 75 Teilnehmer, SPE: 51,  Dichtheitsprüfung: 72, Crimpen: 91).
Etwa zum Thema Kabelkonfektionierung - hier gaben Florian Adams (Euroconnectors) und Werner Häring (Lacon Electronic) einen praxisnahen Einblick in die “Qualifizierung von Kabelkonfektionen für industrielle Anwendungen" – inklusive praktischer Übungen.

Hier der Rückblick auf den Steckverbinderkongress 2022:

Der 16. Anwenderkongress Steckverbinder zeigte erneut, dass Kontakte – elektrische und persönliche – das tragende Element von Netzwerken sind: “Sie hatten doch den Vortrag auf dem Steckverbinderkongress - ich hätte da noch eine Frage”. Referenten des Steckverbinderkongresses kann das beim gemütlichen Ausklang des Kongresstages bei einem Weinschorle auf der Würzburger Alte-Main-Brücke inmitten von Touristentrauben schon mal passieren – aber das ist ja auch nicht der schlechteste Rahmen für ein informatives Gespräch.

Dass die Steckverbinder-Branche dieses Jahr den Austausch besonders intensiv suchte, lag an mehreren Faktoren: Für etliche Teilnehmer war es, pandemiebedingt nach vielen Monaten ohne Messen und Kongresse, endlich wieder eine langersehnte Gelegenheit zum persönlichen Kontakt, wie in den Gesprächen immer wieder deutlich wurde.
Vor allem aber entwickelt sich die Steckverbindung immer mehr vom simplen Elektro-Bauteil zu einem der zentralen Bausteine der Elektronik-Netzwerke. Denn durch die Megatrends in der Industrie erhalten Steckverbinder einen enormen Entwicklungsschub: Digitalisierung und Datengeschwindigkeit, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, e-Mobility und Handhabung, Individualisierung und Miniaturisierung sind hier treibende Faktoren.
Von Single Pair Ethernet, intelligenten Steckverbindern, Werkstoffen und Beschichtungen, manueller und additiver Fertigung von Steckverbindern spannte sich daher das breite Themenspektrum des 16. Steckverbinderkongress. 391 Teilnehmer, 58 Referenten, 34 Vorträge und 50 ausstellende Firmen trafen sich auf dem Anwenderkongress im Vogel Convention Center in Würzburg, um sich auf Europas größter Veranstaltung zu diesem Thema über aktuelle Trends, Praxiserfahrungen, Forschungen und Entwicklungen zu informieren.

Stellvertretend für die vielen hochklassigen Vorträge und Workshops sind anhand der Megatrends hier einige einige kurz angerissen: Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf einem der derzeit spannendsten Themen im Steckverbinderbereich, dem Single Pair Ethernet (SPE). Durchgängige Digitalisierung, Miniaturisierung und Datengeschwindigkeit in Smart Factory und Smart Building sind die treibenden Faktoren für die Entwicklung der SPE-Technologie. Lieferkettenengpässe und disruptive Entwicklungen in Branchen wie der Autoproduktion bremsen die breite Markteinführung derzeit noch etwas aus, doch das Marktpotenzial ist enorm: Allein in der Fabrikautomation werden bis zum Jahr 2030 rund 50 Millionen SPE-Knoten erwartet. Das zeigt ein Prognosemodell der Single Pair Ethernet System Alliance, die von Tim Kindermann (Phoenix Contact), Frank Moritz (Sick) und Thomas Keller (Rosenberger) vorgestellt wurde. Denn SPE ist der Schlüssel für die durchgängige Digitale Fabrik mit schnellem Zugriff auf Daten und nahtloser Kommunikation vom Sensor bis zur Cloud.

Der hybride SPE-Steckverbinder im Format M12

Und während anfangs die SPE-Konzepte mit Power over Data Line (PoDL) auf 50W am Gerät begrenzt waren, umfassen die Einsatzmöglichkeiten für neue SPE-M12-Hybridsteckverbinder nun auch leistungsstarke IIoT-Geräte, wie z. B. Elektronik für Robotik, Servoantriebe und Drehstromantriebe, wie Eric Leitjens (TE Connectivity) und Verena Neuhaus (Phoenix Contact) in ihrem gemeinsamen Vortrag dokumentieren.

Und nicht nur anhand der zahlreichen Fragen während der Vorträge, sondern auch am Zulauf zum Workshop "Hands on SPE: IDC, Durchgängigkeit IP20 --> M8 --> M12" war das große Interesse an dem Thema festzustellen. In dem Workshop wurden die möglichen Einsatzgebiete und Potentiale für kompakte Single Pair Ethernet Verkabelungslösungen aufgezeigt.
Die Referenten Verena Neuhaus und Tim Kindermann (Phoenix Contact) stellten den 51 Teilnehmern Steckverbinder und Applikationsmuster verschiedener Hersteller in unterschiedlichen Schutzklassen und Gehäuseausführungen vor, welche die Vorteile einer miniaturisierten SPE-Verkabelung ausschöpfen können. Darüber hinaus wurden Möglichkeiten diskutiert, wie vorhandene Feldbus- und Ethernet-Verkabelungssysteme unterschiedlicher Anwendungsbereiche in eine neue SPE-Infrastruktur integriert werden können.

Neuhaus bestätigte: "Das Interesse an Single Pair Ethernet ist sehr hoch. Aufgrund seines Potenzials für die industrielle Kommunikationsinfrastruktur wird das Thema heiß diskutiert, wie wir auch in den Workshops feststellten. Die liefen, wie auch die gesamte, perfekt organisierte Veranstaltung, wirklich sehr gut."

Hands-on Dichtheitsprüfung, Crimpen und Kabelkonfektion

Auch die anderen Workshops (Dichtheitsprüfung: 72 Teilnehmer; Crimpen: 91 Teilnehmer) waren über die drei Kongresstage sehr gut besucht. Wie etwa zum Thema Kabelkonfektionierung “Kabelkonfektionen für industrielle Anwendungen”. Welches Kabel und welchen Stecker benötigt der Anwender für seine Kabelkonfektionierung, welches Verbindungsverfahren (Crimpen, Löten oder Ultraschallverdichten) bietet sich unter Qualitäts-, Stückzahlen- und Kostengesichtspunkten an?
Florian Adams, Euroconnectors, und Werner Häring, Lacon Electronic GmbH, vermittelten in ihrem Workshop zum Thema “Qualifizierung von Kabelkonfektionen für industrielle Anwendungen" einen fundierten Einblick in Kabelkonfektionen.

"Erst das Kabel, dann der Stecker" ist einer der Grundsätze bei der Kabelkonfektionierung, die in dem Workshop vermittelt wurden, verpackt in praxisnahe Informationen – inklusive praktischer Übungen für die Teilnehmer. Sie erhielten einen an der täglichen Praxis orientierten Einblick in die Parametrierung anspruchsvoller Kabelkonfektionierungen: Materialauswahl, Verfahrensqualifizierung, Produktion, Qualitätssicherung und Kostenoptimierung.
​​​​​​​Die Resonanz fiel bei den 91 Teilnehmern daher auch durchgehend positiv aus.

Stellvertretend fasste zum Beispiel Alexander Hornung, Global Technology Manager Stäubli sein Fazit zum Workshop so zusammen: "Wer hier einen wissenschaftlich fundierten Vortrag erwartet ist vielleicht nicht ganz richtig. Aber für alle Praktiker wie mich ist das ein wertvoller Workshop zu einem spannenden Thema mit praxisnahen Informationen, die auch noch durch Übungen vertieft werden. Sehr gut!."

Name für den „Intelligenten Steckverbinder“ gesucht

Steckverbinder mit Funktionen und “Intelligenz” ausstatten? Um das spannende Thema "Zustandsabhängig agierende Steckverbinder" ging es beim Vortrag von Andreas Huhmann (Harting Stiftung)

Ein intelligenter Steckverbinder erkennt selbständig die Zustände und stellt zum Beispiel sicher, dass er zustandsabhängig gezogen, gesteckt oder eben nicht gezogen und nicht gesteckt werden kann. Dabei ist der Stecker dann weder Steckverbinder noch Steckvorrichtung, sondern eine neue Art von Stecker, der die Nachhaltigkeit von Produktionsprozessen steigern kann: Andreas Huhmann: "Im Zuge des IIoT wird so der Steckverbinder letztendlich zum intelligenten Steckverbinder, der durch eine höhere Flexibilität und Resilienz den Produktionsprozess optimiert. Zudem kann dieser Steckverbinder auch als Schlüssel für die Nutzung von neuen Technologien, wie z.B. Gleichstrom in der Fertigung, verstanden werden."

Für seinen neuen intelligenten Steckverbinder der „dritten Dimension“ (bisher etwas sperrig Smec) sucht Andreas Huhmann noch einen Namen. Bisher bezeichnen ihn die Beteiligten etwas sperrig als Smec.
Fällt Ihnen auch ein kreativer Name für den Huhmann-Steckverbinder ein? Dann schicken Sie bis zum 30. September 2022 eine kurze Mail mit dem Betreff „Huhmann-Stecker“ an Kristin Rinortner, der beste Vorschlag wird prämiert.

Alterung von Steckverbindern an eAutos und in der Industrie

Die Komplexität von Steckverbindern ist spätestens mit den Ladekabeln und - stecker für eAutos auch beim Endverbraucher angekommen: Ladezeiten, Steckzyklen, Kontaktwiderstandsverhalten, Verschleissverhalten, thermische Stabilität uvw. sind entscheidende Faktoren für die Benutzerfreundlichkeit des Fahrzeugs. In ihrem Vortrag stellten Dr. Marcella Oberst und Dr. Isabell Buresch, beide TE Connectivity, dar, wann ein kritischer Alterungszustand von Auto-Steckverbindungen erreicht ist.

Für Ladesteckverbindungen ist dieser Zeitpunkt maßgeblich vom Verschleiß der versilberten Oberflächen abhängig. Die beiden Referentinnen verglichen die Eigenschaften der von TE Connectivity entwickelten Tendur-Silber-Dispersionsschicht mit Standard- und Hart-Silber-Schichten hinsichtlich des Verschleißverhaltens. Mit Tendur können bis zu 50.000 Steckzyklen realisiert werden, während mit Standard- und Hart-Silber die Beschichtung bereits nach 2.000 Steckzyklen durchgerieben ist. Die Tendur-Schicht kann also im Vergleich zu Standard-Silber zu kürzeren Ladezeiten beitragen.

Kongressteilnehmer Georg Bakk (Moog GmbH) war an dem Thema besonders interessiert: “Diese Problematik der eAuto-Ladekabel gibt es ja auch in ganz anderen Bereichen in der Industrie: Auf meinen Prüfständen kommen zum Beispiel neue Stecker von neuen Geräten mit Buchsen der Testanlage zusammen, die bereits seit Jahren eingesetzt werden - und wie ich nun in dem Vortrag bestätigt bekommen habe, kann das die Prüfwerte erheblich beeinflussen. Der Austausch solcher Informationen ist für mich daher das A&O des Steckverbinderkongress.”

Viele Möglichkeiten zum Netzwerken und Erfahrungsaustausch

Doch nicht nur das reine Interesse an der Technik, sondern auch die Möglichkeit zum Netzwerken, alte Gesichter zu treffen, neue Netzwerke aufzubauen und sich mit Fachkollegen aus der Branche auszutauschen war für viele Kongressteilnehmer ebenfalls Anlass, die Würzburger Veranstaltung zu besuchen.

Wie für Marion Eßl (Hartner GmbH, Wien): “Das ist für mich der erste Steckverbinderkongress und eine hervorragende Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit einen Überblick über Trends und Stand der Technik zu erhalten und vor allem neue Kontakte zu knüpfen. Das ist mir ganz gut gelungen, aber eine Art digitale Kontaktbörse, bei der man angeben kann, dass man an Informationen zu bestimmten Themen und entsprechenden Kontakten interessiert ist, wäre da hilfreich und vielleicht noch eine Idee für den Veranstalter.”


Neben dem Get together am Abend des SPE-Tages bot auch die traditionelle Abendveranstaltung, die bei schönstem Wetter als BBQ zum Abschluss des zweiten Veranstaltungstages auf dem Vorplatz und im Foyer des Vogel Conventions Centers stattfand, Gelegenheit und Raum für den fachlichen wie persönlichen Austausch. Der dann sogar in der Würzburger Innenstadt seine Fortsetzung fand – wie eingangs beschrieben.

Und auch die Fortsetzung der Veranstaltung ist bereits in vollem Gange: Der nächste Steckverbinderkongress findet vom 12. bis 14. Juni 2023 statt. Anregungen zu gewünschten Vortragsthemen senden Sie gerne an Kristin Rinortner.


Weitere Informationen zur diesjährigen Veranstaltung mit Zusammenfassungen der Vorträge und Workshops sowie einer umfangreichen Bildergalerie mit zahlreichen Impressionen finden Sie in der Elektronikpraxis.

 

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